Orte oder Räume? Text zur Austellung „confronto“ von Karin Hofer
|
Luoghi o Spazi? Testo sul lavoro "confronto" di Karin Hofer
|
Als wir uns trafen um meinen Katalogsbeitrag zu besprechen, bat ich Karin den Ausdruck eines ihrer Fotos bei mir zu lassen. Ich habe also ihren poetischen Vergleich der italienischen Version einer Kehrschaufel mit der österreichischen auf meinem Schreibtisch liegen, während ich schreibe. Diese Schaufeln deuten nicht nur auf unterschiedliche Darstellungen des selben Gegenstandes, sondern sie beschreiben auch verschiedene Weisen des Umgangs mit den Objekten: in einem Fall bücke ich mich zum kehren, im anderen stehe ich. Doch die rote Schaufel kann ich auch leicht unter einem Regal verstauen, die Gelbe braucht sicherlich mehr Platz. Obwohl mich die Aufgabe anreizt, fällt es mir nicht ganz leicht diesen Text zu schreiben. Ich stehe zwar nahe zum Thema, da in beiden Länder gelebt habe und mit beiden Kulturen vertraut bin. Doch gerade diese Nähe kann Vergleiche in plakative und langweilige Blasen auflösen. Auf der Suche nach Ideen, blicke ich zu meinen Bücher. Ich ziehe die „Kunst des Handelns“ aus den Regal, und beginne den Abschnitt über die „Praktiken im Raum“ zu lesen. Handlungen werden hier als metaphorisch beschrieben: so wie die kommunalen Verkehrsmittel (metaphorai auf neugriechisch!), durchqueren sie Orte, stiften sie dynamische Verknüpfungen zwischen Teilen einer Stadt oder Regionen die voneinander abgetrennt sind. Sie wandeln geographische Orte in „Räume“ um, in menschliche Aktionen, Praktiken, letztendlich in Erzählungen: aus einen geographischer Ort wird in ein „Handlungs- Theater“ erzeugt. Ich blicke erneut die beiden Schaufeln an: könnten ihre unterschiedliche Volumina auf einen grösseren Stauraum in italienischen Wohnungen als in österreichischen deuten? Meine Lebenserfahrung in beiden Ländern würde dieser Aussage widersprechen. Doch eines ist bei einen Domizilsvergleich innerhalb der beiden Länder auffallend: italienische Wohnungen haben immer einen Balkon, bei österreichischen ist es selten der Fall. Balkone bringen in Italien einen Teil des häuslichen Alltag nach außen, ob es jetzt Kehrschaufeln, zu trocknende Wäsche, Pflanzen, oder Kinderspielzeuge sind. In Österreich dagegen, scheinen die Grenzen zwischen Innen- und Außenbereiche strikter zu sein: die Schuhe werden vor der Tür ausgezogen, die Mäntel hängen gleich neben der Eingangstüre...der Straßenstaub wird auf keinen Fall hineingelassen. Zurück zu dem Foto. Wie schon am Anfang bemerkt, deuten die beiden Objekte auch auf einen unterschiedliche Verwendung: durch eine Körperliche Anstrengung (das bücken) kann ich den Schmutz genauer auf die Schaufel bringen, doch der Staub kommt mir auch näher, legt sich möglicherweise auf die Kleidung, oder dringt in meine Atemwege ein... In der italienischen Version der Handlung brauche ich für mein Wohlsein, mein Gewand und meine Gesundheit nichts befürchten, der Boden wird jedoch nicht so penibel gekehrt...ist vielleicht auch bedeutungslos da die Straßenschuhe sowieso wieder Unsauberkeit einbringen! Diese Grenzen der alltäglichen Gebräuche, wie wir weitergehend aus der Lektüre De Certeaus Text erfahren, beruhen jedoch auch auf einen Gegensatz: aufgrund der Vielfältigkeit menschlicher Handlungen, schaffen sie - anders als die strikt definierten geographischen Schranken - immer auch Berührungen. Es sind Trennlinien die gleichzeitig auch Brücken bilden. |
Quando ci incontrammo per definire i parametri di questo testo, chiesi a Karin di lasciarmi la copia di una delle sue fotografie. Così, mentre scrivo, ho davanti a me il suo poetico confronto tra la versione austriaca e quella italiana di una paletta da pulizia. Questa foto non solo mostra come uno stesso oggetto possa variare nella sua forma, bensì ci fornisce anche una descrizione di come la diversità del disegno ne muti l`uso: in un caso, per pulire il pavimento, mi devo inchinare, nell´altro sto in piedi. D´altra parte, la paletta rossa può venire riposta sotto un armadio, quella gialla necessita di maggiore spazio. |